Erst der Schnee, dann massive Verspätung – und noch ein ganz hitziges Spiel obendrauf, das die eiskalten Temperaturen wettmachte: Für Spieler wie auch Zuschauer wurde es ein langer Mittwochabend in der Johannisau, als unsere SGB in der Regionalliga Südwest den VfB Stuttgart II forderte.
Den ganzen Mittag über hatten viele Helfer die Strafräume und den Mittelkreis in der Johannisau vom Schnee befreit, abends verzögerte sich die Partie dann um 45 Minuten, weil das Schiedsrichter-Gespann auf der vollen A5 frieren musste und im Stau stand. Schiri Tim Waldinger aus Rauschenberg bei Marburg und seine Crew (Felix Ebert aus Kirtorf und Fabian Bierau aus Biedenkopf) trafen schließlich ein, begutachteten den Platz und gaben trotz Schneefall vor dem Anpfiff Grünes Licht – wussten da aber noch nicht, dass sie über 90 Minuten alle Hände voll zu tun haben sollten.
So lange die Zuschauer auf den Start warten mussten, so wenig Zeit verging im Spiel dann bis zum ersten großen Aufreger: Stuttgarts Alexander Groiß stieß unseren Außenbahnspieler Leon Petö, der auf und davon gewesen wäre, im Laufduell weg (8.). Beide fielen, das ganze Stadion forderte Foul – und damit ganz früh Rot wegen Notbremse. Waldinger ließ weiterlaufen, das Publikum war angeheizt und machte fortan bei jedem Foul des VfB Betrieb – der auch die Mehrzahl an Karten kassierte. Abschlüsse gab es hüben wie drüben vereinzelt, wir hatten die vielversprechenderen, doch aufs Tor ging das wenigste davon. Ein Schuss von Petö rauschte früh knapp vorbei (5.), bei den Gästen wiederum, die sich morgens um 9 Uhr auf den Weg gemacht hatten, war von der gefährlichsten Offensive der Liga kaum etwas zu sehen. „Mit der Leistung können wir zufrieden sein, wir haben alles rausgehauen heute. Es war sehr hitzig, es gab Tumulte, aber es kann auch nicht sein, dass wir immer benachteiligt werden“, sprach unser Cheftrainer Sedat Gören die mögliche Notbremse und mehrere Szenen an: „Wir arbeiten genauso und trainieren jeden Tag, aber immer wieder werden knifflige Entscheidungen gegen uns gepfiffen“.
Hälfte zwei verlief auch erstmal weiter so: Beide hatten mit dem nassen Rasen zu kämpfen, auf dem die Flachpässe stockten und teils unberechenbar wurden,wir waren aber besser drin. Unsere Nummer 37, Leon Petö versuchte es in der 61 Minute erneut, scheiterte aber am 17-jährigen Torhüterjuwel der Stuttgarter, Dennis Seimen .
Dann kochten die Emotionen über: Stuttgarts Babis Drakas, keine zehn Minuten im Spiel, mähte Kevin Hillmann an der Außenlinie von der Seite um und sah Glatt-Rot. Die SPieler und Fans unserer SGB liefen heiß, es gab eine Rudelbildung vor Stuttgarts Bank. Die Unparteiischen und die Security mussten die Gemüter beruhigen, auch unser Stadionsprecher Rainer Martiker musste das Mikrofon bedienen.
Am Feld waren unsere Jungs für eine gute halbe Stunde ein Mann mehr, währenddessen gab Neuzugang Hendrik Hansen sein Debüt und vorne verpassten Hillmann mit einem strammen Abschluss (68.) und Köhl (74.) gegen Keeper Seimen die mittlerweile verdiente Führung. Der Gast drehte an der Uhr wo er konnte, wir ließen den Ball zirkulieren, waren dem Tor nahe und ließen Stuttgart kaum noch in die Nähe unseres Strafraums. Alles einmal mehr ohne Ertrag, bis auf den einen Punkt gegen ein Topteam der Liga, der für den betriebenen Aufwand aber zu wenig war. Ein allerletztes Mal forderte das Stadion in der Nachspielzeit Elfer: Chase bekam einen Schuss an den Arm, dann war Feierabend.
„Es war wie verhext – wie schon in Walldorf. Es fühlt sich komisch an, vorher haben wir viele Tore gemacht, heute hatten wir auch wieder unsere Chancen, aber der gegnerische Torwart ist dann gut im Spiel und wir machen sie nicht“, haderte unser Coach. Womöglich wäre die Partie mit 80-minütiger statt 30-minütuiger Überzahl anders verlaufen. Doch so blieb nur das Remis: „Schade, das Ding hätten wir gegen einen qualitativ guten Gegner gewinnen müssen“, so Gören.
SG Barockstadt: Zapico – Habermehl (67. Hansen), Ganime, Frey, Hillmann – Rinderknecht (82. Dittmann), Schaaf – Köhl (90.+2 Owusu), Pomnitz (90.+2 Beal), Petö – Grobelnik (67. Reinhard)
VfB Stuttgart II: Seimen; Hoppe, Galjen (90.+2 Tritschler), Paula, Münst, Kapp (56. Chase), Reichardt (56. Drakas), Cisse (79. Griebsch), Groiß, Ulrich (79. Simnica), Nothnagel
Schiedsrichter: Tim Waldinger (Rauschenberg)
Tore: –
Zuschauer: 798
Rote Karte: Babis Drakas (Stuttgart II, 64.) – grobes Foulspiel