Marius Löbig sei Dank: Der Ex-Johannesberger hat die SG Barockstadt Fulda-Lehnerz mit einem sehenswerten Hacken-Tor in der Nachspielzeit zu einem 3:2 (1:2)-Auswärtssieg beim SC 1960 Hanau und ins Hessenpokal-Achtelfinale geschossen. Zuvor war das Spiel beim Stand von 2:2 allerdings 20 Minuten unterbrochen gewesen, weil das Flutlicht komplett ausgefallen war.
Wie schon in Runde eins in Leusel vermied die Barockstadt in der Nachspielzeit die Verlängerung: Diesmal war es Marius Löbig, der in einer Hereingabe von Dennis Müller von links einfach mal die Hacke hielt – der Ball landete zum 3:2 für die SGB im Kasten (90.+2) und der Hessenliga-Spitzenreiter stand im Hessenpokal-Achtelfinale. „Das war wie bei Serge Gnabry am Dienstag, nur von der anderen Seite“, strahlte SGB-Coach Sedat Gören. Und auch der Torschütze selbst war nach dem Spiel komplett geflasht: „So ein Tor habe ich noch nie gemacht. Aber das war einfach Instinkt, ich habe den Ball kommen sehen und versucht, noch irgendwie dranzukommen, der Ball kam eigentlich etwas in meinen Rücken.“
Dass es allerdings überhaupt noch zum Siegtreffer kam, war alles andere als sicher – zehn Minuten vorher sah es eher noch so aus hätten die Fuldaer in nächster Zeit nochmal nach Hanau reisen müssen: Genau nach 82 Minuten fiel das Flutlicht aus, über 20 Minuten dauerte es, bis das Licht auf dem Nebenplatz des Herbert-Dröse-Stadions in Wilhelmsbad wieder leuchtete. „Das ist Wahnsinn, was hier passiert ist. Wir haben im Nachhinein mitbekommen, dass der Zeitschalter wohl auf 90 Minuten eingestellt wurde, die wollten das dann verlängern und dabei ist das Licht ausgegangen. Aber wenn ich weiß, dass ein Pokalspiel auch mal 120 Minuten dauern kann, dann stelle ich das auch gleich so ein. Gottseidank haben wir keine Verletzung bekommen, aber das ist extrem gefährlich, wenn die Muskulatur kalt wird“, kritisierte Gören.
So spät der Siegtreffer auch fiel, so verdient war er allerdings auch: Die Barockstädter drückten auch nach der Zwangspause auf den Siegtreffer noch in der regulären Spielzeit und belohnten sich diesmal. Schon vorher hätten die Gäste das Spiel allerdings längst in die richtigen Bahnen lenken können: Nach dem Seitenwechsel traf erst Tolga Duran per indirektem Freistoß aus gut 18 Metern zum 2:2 (53.), danach hatte Joker Marcel Trägler zwei Riesenmöglichkeiten, setzte den Ball jedoch aus kurzer Distanz zweimal drüber (65., 66.). „Marcel muss das Spiel vorher längst entscheiden“, haderte Gören.
Dass die keineswegs enttäuschende SGB zur Pause aber überhaupt mit 1:2 hinten lag, war schon durchaus kurios: Die Domstädter waren von Anfang an dominant und machten auf dem engen Platz auch das schnelle 1:0, weil Leon Pomnitz Jan Vogel klasse bediente und der Youngster eiskalt einschob (11.). Die Gäste hätten durch Benjamin Fuß (13.), Duran (18.), Hüseyin Cakmak (27.) und Patrick Schaaf (41.) beste Möglichkeiten, machte wie zuletzt so häufig aber viel zu wenig aus seinen Torchancen. „Das ist einfach Wahnsinn momentan, wir kriegen den Ball einfach nicht rein. Wir müssen schon vorher den Sack zumachen“, monierte Gören und auch Löbig stellte fest: „Wenn wir hier 3:0 führen, darf sich keiner beschweren.“ Auf einmal zeigte der Schiedsrichter jedoch auf den Elfmeterpunkt, weil Julian Pecks gefoult haben soll. „Der Elfmeter war mindestens strittig“, meinte der SGB-Coach, dem das 1:2 durch Philipp Topic kurz vor der Pause (44.) fast noch mehr aufstieß: „Wir haben da eine klare Zuordnung und verhindern nach einer Ecke den Kopfball nicht.“
Nach dem Seitenwechsel ging es jedoch nur noch in eine Richtung, die Fuldaer Defensive ließ im zweiten Durchgang fast nichts mehr zu und blieb weiterhin ruhig. „Wir sind weiter. Das ist das, was zählt“, betonte Gören, der mit Verweis auf den knappen 2:1-Sieg von Hessen Kassel beim FC Ederbergland (das Siegtor fiel ebenfalls erst in der Nachspielzeit) sagte: „Der Sieg war hochverdient – das ist in einem Pokalspiel aber nicht selbstverständlich. Die unterklassigen Mannschaften sind immer top motiviert.“
SC Hanau: Pellowski; Aslan, Fustero, Topic, Habibovic, Bicakci, Karabas (71. Kaya), Gürsoy, Kadioglu, Lofink (58. Mickley), Parker.
Barockstadt: Kaiser; Fuß, Pecks (81. Gröger), Sonnenberger, Müller – Schaaf – Göbel, Pomnitz, Duran, Vogel (58. Löbig) – Cakmak (46. Trägler).
Schiedsrichter: Markus Bengelsdorff (Stadtallendorf)
Tore: 0:1 Jan Vogel (11.), 1:1 Travis Parker (30., Foulelfmeter), 2:1 Philipp Topic (44.), 2:2 Tolga Duran (53.), 2:3 Marius Löbig (90.+2)
Zuschauer: 150.