Wir mussten die Klassenerhalts-Feier vertagen: Im Hessenderby der Fußball-Regionalliga Südwest verloren wir am Samstag vor über 2000 Zuschauern mit 1:2 (0:1), dennoch ist der Liga-Verbleib weiterhin sehr wahrscheinlich und könnte auch auf der Couch klargemacht werden.
Mit diesem Ergebnis sind beide Teams durch – Hessen Kassel liegt nun acht Punkte vor Mainz II auf dem ersten Abstiegsplatz, wir sieben. Durch den Patzer am Sonntag in Trier haben die Mainzer beiden zum Klassenerhalt verholfen.
„Die Mannschaft kann nicht nur Fußballspielen. Sie kann auch kämpfen, sie hat Herz“, schwärmte KSV-Trainer Rene Klingbeil nach Spielende: Seine Löwen überstanden auch die zweite englische Woche in der heiklen Saisonphase, die erste Anfang April mit den Derbysiegen in Haiger, gegen Offenbach und in Frankfurt. Und nun nach dem Finaleinzug im Hessenpokal unter der Woche der Derbysieg in Fulda: „Die Jungs haben alles reingeschmissen. Dass der Gegner uns nichts schenken wird, haben wir in der Halbzeit gehört. Da hat es gerumpelt und gerappelt. Aber sie haben 42 Punkte und sind auch so gut wie durch“.
Lange rannten wir dem Rückstand hinterher, bei dem Kassel seine Klasse aufs Feld brachte: Jan Dahlke, mit dessen Name der Aufschwung nach der Winterpause eng verbunden ist, servierte einen Steilpass perfekt auf den startenden Nikos Zografakis – Fuldas Keeper Horz zögerte zu lange, ließ dann das kurze Eck zu offen und der Deutsch-Grieche bestrafte das nach 18 Minuten. „Wir waren in der ersten Hälfte nicht so ganz im Spiel, die Griffigkeit und Aggressivität haben für so ein Derby gefehlt. Beim Gegentor waren die Zwischenräume zu groß, Kassel hat uns ein bisschen gelockt und erst nach und nach wurde das bei uns besser“, sagte unser Trainer Daniyel Cimen.
Uns fehlte diese zündende Idee über weite Strecken, wenngleich auch die erste Hälfte keine schlechte war. Zunächst überließen wir dem KSV viel den Ball, hatten aber auch einige Eckbälle und Kopfballchancen. Moritz Dittmann, der für den gesperrten Leon Pomnitz in die Startelf gerückt war, scheiterte per Kopf an Jonas-Janko Weyand (12.). Patrick Schaaf legte später per Kopf quer auf Moritz Reinhard, der nicht mehr ganz an den Ball kam (25.), und Tim Korzuschek zog nach Kasseler Ballverlust knapp vorbei (32.). Es war jedoch ein faires Derby, in dem der KSV verletzungsbedingt früh wechseln und Nael Najjer runternehmen musste. Sein Ersatz Alexander Mißbach war auf der Rechtsverteidigerposition nicht ganz auf der Höhe, wir kamen immer wieder über außen durch, doch es scheiterte am letzten Pass. Auch Kassel blieb ab und an gefährlich, Dahlke verpasste per Flachschuss gegen Horz kurz vor der Pause das zweite Tor (44.).
Das holte er dann im zweiten Durchgang vom Punkt nach, als es nach einem Foul von Iljazi an Joker Böyükata Elfmeter gab. Bis zum 0:2 hatten wir uns allerdings viel vorgenommen, kamen aggressiver aus der Kabine und wollten Kassel zu Fehlern zwingen. Moritz Reinhard traf nach einem Querschläger nur den Pfosten (57.), Nils Fischer war gegen Weyand einen Schritt zu spät (60.). Der Ausgleich wäre zu diesem Zeitpunkt nicht unverdient gewesen, danach wurde Kassel wieder druckvoller und konnte mit dem 2:0 etwas Ruhe reinbringen.
Doch wir wollten das vorletzte Heimspiel der Saison nicht so einfach hergeben, wehrten uns mit allem und schnupperten am Anschlusstreffer. Brian Campmans Abschluss war noch zu zentral (78.), eine Minute später legte Nils Fischer klasse per Hacke für Moritz Reinhard auf, der den freistehenden Tim Korzuschek bediente. Der Anschlusstreffer brachte uns nochmal ordentlich Aufwind, einen Ausgleich gab es gegen die drittbeste Rückrundenmannschaft aber nicht mehr. Dennoch war Cimen zufrieden mit dem zweiten Durchgang seiner Mannschaft: „So haben wir uns das von Anfang an vorgestellt. In solchen Spielen entscheiden aber dann Kleinigkeiten, und die effektivere Mannschaft hat heute gewonnen“.
SG Barockstadt: Horz – Iljazi (80. Kraft), Habermehl, Frey, Hillmann (80. Lindemann) – Campman, Schaaf – Korzuschek (86. Göbel), Dittmann (46. Fischer), Schmitt – Reinhard (80. Antlitz).
Hessen Kassel: Weyand; Duah (46. Stark), Brill, Zografakis, Bravo Sanchez, Dahlke (74. Schmeer), Boche (74. Weyh), Hingerl, Springfeld, Najjer (20. Mißbach), Rupp (62. Böyükata).
Schiedsrichter: Niclas Zemke (Püttlingen)
Tore: 0:1 Nikos Zografakis (18.), 0:2 Jan Dahlke (67., Foulelfmeter), 1:2 Tim Korzuschek (79.)
Zuschauer: 2076