Das große Wiedersehen am Samstag fand lediglich für die Gießener Beteiligten ein Happy End: Wir verloren zuhause ausgerechnet gegen den FC Gießen. Nach dem Ausgleich durch Moritz Dittmann schienen wir zwischenzeitlich klar obenauf, ehe die Mittelhessen im Derby eiskalt wie die Witterung zuschlugen und sich mit 3:1 (1:0) durchsetzten.
„Wir haben eine ganz schlechte erste Halbzeit gespielt, nicht weil Gießen es gut gemacht hat, sondern weil wir sie mit unnötigen Fehlern und Ballverlusten immer wieder eingeladen haben. Wir hatten nichts Klares dabei, nur halbe Dinger. Die Reaktion in der zweiten Halbzeit war gut, diesmal war es andersrum und wir haben den Ausgleich gemacht und hatte danach total Auftrieb“, schilderte SGB-Trainer Daniyel Cimen das Spiel bis zur Schlussphase. Milian Habermehl unterlief ein individueller Fehler, Marius Grösch war zu spät und mit Arman Ardestanis 2:1 für den FC Gießen war das Spiel aus unserer Sicht gelaufen. „Super schade, dass wir dann den Aussetzer haben. Wir hatten eine richtig starke Phase, nach dem Gegentor war es dann zu wild, wir haben die Kontrolle verloren“.
Es war das große Klassentreffen vor 1397 Zuschauern in der Johannisau: Mit Tolga Duran und Dominik Rummel standen zwei Ex-Fuldaer bei Gießen in der Startelf, Rummel bekam vom verletzten Coach Michael Fink, der in Krücken an der Seitenlinie stand, sogar schon unter der Woche die Nachricht, dass er gegen die alten Kumpels nach überstandenem Muskelfaserriss spielen dürfe. Natürlich war auch unser Trainer Daniyel Cimen im Mittelpunkt, der die Gießener Bank um Kumpel Fink herzlich beim ersten Wiedersehen begrüßte.
Kalt war es dennoch, und so brauchte auch das Spiel, um warm zu werden. Die ersten Ecken brachten nichts ein, ein Duran-Abschluss war auf Gießener Seite zu harmlos für Keeper Zapico. Nach Leon Pomnitz‘ Freistoß klärte Gießens Arcanjo Köhler mutig per Kopf – und fast zum Eigentor (25.). Es war Köhlers letzte Aktion, bevor er angeschlagen runter musste. Auch wir wechselten früh: Bei Kevin Hillmann, der neben Habermehl und Köhl für Schmitt, Dittmann und den gesperrten Frey in die Startelf gerückt war, ging es an einem ganz unglücklichen Tag nicht weiter. Die beste Chance für stabile Mittelhessen besaß zwischenzeitlich Krish Raweri, der ein tolles Solo hinlegte, vier, fünf Fuldaer ausdribbelte, aber schließlich am Fuß vom starken Zapico scheiterte (30.).
Als sich viele aber dann schon auf dem Weg zum Pausentee (oder -glühwein) waren, schlug es ein: Lian Akkus Rodriguez, ausgebildet bei Darmstadt 98 und seit zweieinhalb Jahren in Gießen, durfte durch unser Mittelfeld marschieren und traf platziert ins untere Eck, Zapico war zu spät unten und der FCG führte mit dem Halbzeitpfiff (45.+3) – auch nicht unverdient.
Doch wir kamen stärker aus der Kabine, spätestens aber mit den Impulsen von außen wurde das Spiel deutlich belebter: Dittmann und Campman kamen, bei Gießen war für Rummel nach einer Stunde Schluss, der sogar mit etwas Applaus von den Fuldaer Zuschauern belegt wurde. Dann aber holte Moritz Dittmann die Fans aus der Kältestarre: Wir schalteten super um, Moritz Reinhard sah den Namensvetter starten, sein Ball quer über den Platz war punktgenau und Dittmann ließ sich diese Chance nicht mehr nehmen – ebenso, wie vor der Fuldaer Fankurve den Ausgleich zu bejubeln (63.).
Unser Team war am Drücker, Pomnitz verpasste per Flachschuss direkt das zweite (65.). Noch brenzliger war es bei Moritz Reinhard, der nach dem Abpraller von FCG-Keeper Bilal Jomaa Zabadne unverhofft an den Ball kam, die Kugel an den Pfosten stolperte und beim zweiten Versuch noch bedrängt wurde (74.). Das Thema Chancenverwertung verfolgt uns schon die ganze Saison – und dann war es hinten eine Unaufmerksamkeit, durch die wir die erste Niederlage seit Anfang Oktober kassierte. Ausgerechnet gegen das Ex-Team von Daniyel Cimen. Bezeichnend war noch das 1:3: Gießen war griffiger, zielstrebiger – und auch Ferdinand Scholl durfte beim Schlusspunkt durch die Abwehr kurven.
Barockstadt: Zapico – Kraft (85. Lindemann), Grösch, Habermehl, Hillmann (38. Essers) – Ganime (55. Campman) – Korzuschek (85. Fischer), Schaaf, Pomnitz, Köhl (55. Dittmann) – Reinhard.
FC Gießen: Jomaa Zabadne; Mihaylov, Besso, Scholl, Akkus Rodriguez (61. Ardestani), Duran, Arcanjo Köhler (27. Ebnoutalib), Raweri (80. Boeger), Itter (80. Siebert), Abdel, Rummel (61. Hagley).
Schiedsrichter: Jannick Ziehmer (Kaiserslautern)
Tore: 0:1 Lian Akkus Rodriguez (45.+3), 1:1 Moritz Dittmann (63.), 1:2 Arman Ardestani (83.), 1:3 Ferdinand Scholl (89.)
Zuschauer: 1397