Aus der Traum: Vor 4279 Zuschauern war am Dienstagabend für unsere SGB Endstation im Halbfinale des Fußball-Hessenpokals. Das knisternde und spannende Derby gegen Kickers Offenbach, in dem letztlich die Standards Trumpf waren, wurde bis auf die Spitze getrieben. Nach zwei Stunden voller Wahnsinn und Emotionen ging es ins Elfmeterschießen, in dem wir das weniger glücklichere Ende hatte: Einen Matchball vergeben, dann verschossen. 6:7 (2:2, 1:1) hieß es aus unserer Sicht gegen den OFC.
Die Nerven lagen blank, die Spannung war am allerhöchsten Höhepunkt, alle fast 9000 Augen im Stadion auf das Tor vor der menschenleeren Kurve gerichtet: Das Elfmeterschießen nach irrsinnigen 90 Minuten zwischen unserer SGB und dem OFC. Unser Kapitän Patrick Schaaf peitschte die Fans an – jene, die noch eine Stimme hatten. Unser Coach Sedat Gören gehörte wohl nicht dazu, der gerne noch Marius Grösch für einen Elfer gebracht hätte, aber nicht mehr durfte. Dennoch trafen die ersten alle zuverlässig – bis zu Leon Petö, der nach einer Parade vom starken Samuel Zapico den Finaleinzug auf dem Fuß hatte. OFC-Keeper Brinkies parierte den Elfer, Doch Petö vergab den Matchball. Der wanderte dann nach Lankford Treffer auf Offenbacher Seite – und Leon Pomnitz als großer Pechvogel scheiterte erneut. Der Traum war zerplatzt, rot-weißer Jubel brach aus, unser Team in schwarz am Boden zerstört.
Wachs‘ Zaubertor, Grobelniks späte Antwort
Es war ein Tor, das die zweite Hälfte bis dato völlig auf den Kopf stellte und die Offenbacher Kurve, ohnehin schon durchgehend laut, völlig eskalieren ließ: Dass Marc Wachs feine Standards treten kann, wusste unser Team. Dass der Offenbacher aber vor den eigenen Fans einen Eckball direkt ins Tor drehte, ließ jeden SGB Fan stumm zurück. Nach einer guten Stunde gelang Wachs dieses Kunststück, alle Offenbacher standen am kurzen Pfosten positioniert, unser Keeper Samuel Zapico ebenso, der segelte dann aber wie Habermehl unterm Ball durch, der sich perfekt ins lange Eck senkte (59.).
Bis dahin war unsere SGB angestachelt und beflügelt vom Ausgleich kurz vor dem Halbzeitpfiff, hatte das Heft in der Hand und zwang den OFC zu Fehlern, die nach dem 1:2 wieder vermehrt unsere Barockstadt machte. Urbich rutschte knapp an der Vorentscheidung vorbei (68.), erst später fand unser Team wieder Zugriff, konnte aber unzählige Standards nicht verwerten oder dadurch gefährlich werden. Einmal wurde Eric Ganime geblockt (73.), dann zielte Aaron Frey neben das Tor (77.). Der Druck nahm zu, das Risiko zwangsläufig auch. Offenbach schaltete die letzte Viertelstunde in den Verwaltungsmodus.
Und dann platzte die Johannisau nochmal: In der letzten Minute, wie schon in Hälfte eins, war es noch ein gut vorgetragener Angriff, Marius Köhl brachte die Kugel auf den zweiten Pfosten, Patrick Schaaf legte quer und Gal Grobelnik – gerade erst eingewechselt – traf freistehend zum 2:2. Unfassbare Szenen schlossen sich an, Rauchfackeln kamen aus unserem Fanblock, die Spannung war auf die Spitze getrieben bis zum letzten Elfmeter.
Ausgerechnet aus der verletzungsbedingten Auswechslung von Offenbachs Breitenbach – Sinnbild für eine intensive erste Hälfte, die sich hauptsächlich im Mittelfeld abspielte – resultierte die Führung für den OFC: Alexander Sorge kam ins Spiel, der ein paar Minuten später bei einem der vielen gefährlichen Standards von Wachs mit vorne war. Wachs brachte den Ball mit links weit nach vorne, unser Kapitän Patrick Schaaf köpfte beim Klären unglücklich einen Offenbacher an und die Kugel fiel dem Joker vor den Schlappen, der aus der Drehung zum 0:1 traf (38.). Bis dato war es eine ausgeglichene erste Halbzeit ohne große Torchancen gewesen, nur nach sieben Minuten waren Urbich und Müller auf OFC-Seite mal gefährlich, ansonsten lebte das Spiel von der Spannung, von Zweikämpfen und davon, dass keiner ins große Risiko gehen wollte.
Ein Standard war aber dann auch das Mittel für unsere Mannchaft, die zum psychologisch wichtigsten Zeitpunkt das 1:1 machte: Pomnitz‘ Ecke wurde noch geklärt, Marius Köhl brachte den Ball mit einem feinen Fuß nochmal auf den zweiten Pfosten, wo der Ex-Offenbacher Moritz Reinhard unsere Johannisau zum Jubeln brachte. Der OFC protestierte Abseits – doch Schiri Haustein pfiff zum Pausentee.
Barockstadt: Zapico – Essers (86. Grobelnik), Habermehl, Frey, Gaudermann (65. Schmitt) – Schaaf, Ganime – Owusu (65. Petö), Pomnitz, Reinhard – Köhl
Offenbach: Brinkies; Müller, Wanner (87. Lankford), Knothe, Wachs, Breitenbach (26. Sorge), Staude, Marcos, Moreno Giesel, Nazarov (75. Arh Cesen), Urbich (87. Kovacic)
Schiedsrichter: Patrick Haustein (Großen-Buseck)
Tore: 0:1 Alexander Sorge (38.), 1:1 Moritz Reinhard (45.+3), 1:2 Marc Wachs (59.), 2:2 Gal Grobelnik (90.)
Zuschauer: 4279
Elfmeterschießen: Knothe trifft, Frey trifft, Wachs trifft, Schmitt trifft, Müller trifft, Ganime trifft, Sorge trifft, Grobelnik trifft, Staude scheitert an Zapico, Petö scheitert an Brinkies, Lankford trifft, Pomnitz scheitert an Brinkies.